Kleinkinder
1. Aussprachestörungen (Phonetisch-phonologische Störungen)
Sprechstörungen (Phonetische Störungen)
Die normale Lautbildung (mit Ausnahme des SCH) sollte mit 4 Jahren abgeschlossen sein. Zu diesem Zeitpunkt sollten alle Laute (Buchstaben) beherrscht werden. Kommt es zur Auslassung oder Ersetzung eines Lautes, sollte eine logopädische Abklärung erfolgen. Zum Beispiel: Ihr Kind spricht statt «Schule» –> «Sule», oder statt «Rakete» – «Hakete».
Dazu zählt auch der Sigmatismus interdentalis/addentalis („Zwischenzahnlispeln“): Hierbei stößt die Zungenspitze beim Sprechen zwischen die Zähne anstatt gegen den Zahndamm. Ursache kann ein Zungenpressen sein (siehe Myofunktionelle Störungen).
Sprachstörungen (Phonologische Störungen)
Die Aussprache eines Lautes gelingt in der Spontansprache nicht störungsfrei. Der Laut kann jedoch häufig isoliert gesprochen werden. Die bedeutungsunterscheidenden Merkmale von Sprachlauten wurden nicht erfasst, d.h. ähnlich klingende Laute (/k/, /t/) werden nicht voneinander differenziert (z.B. «Tanne» statt «Kanne», «Tate» statt «Tasse», «Nane» statt «Banane»).
2. Late Talker („Späte Sprecher“)
Als Late Talker («späte Sprecher») bezeichnet man Kinder zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr mit einer verlangsamten Sprachentwicklung. Dies betrifft ca. 10-20% der Kinder. Zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat sollten 50 Wörter aktiv gesprochen werden. Wenn dies nicht der Fall ist, sollte ein Kind unbedingt logopädisch abgeklärt werden.
Etwa die Hälfte aller Late Talker kann den Rückstand im Spracherwerb bis zu ihrem 3. Lebensjahr aufholen. Daher ist auch die frühzeitige logopädische Abklärung ganz wichtig. Die verbleibenden Kinder weisen ein erhöhtes Risiko für Sprachauffälligkeiten bzw. Spezifische Sprachentwicklungsstörungen (SSES) auf.
3. Kindliche Stimmstörungen
Viele Kinder leiden an einer permanenten Heiserkeit. Sie berichten von Sprechanstrengung, haben Probleme, sich stimmlich durchzusetzen und werden oftmals wegen ihrer rauen Stimme aufgezogen. Oft fällt eine derartige Stimmstörung erst dann richtig auf, wenn die Kinder lediglich noch tonlos und gepresst flüstern und sich auf ihren Stimmlippen bereits die so genannten Schreiknötchen gebildet haben. Daher sollten Kinder, die über mehr als 3 Wochen hinweg eine permanente Heiserkeit zeigen, auf jeden Fall von einem HNO-Arzt untersucht werden.
4. Schwierigkeiten bei der Satzbildung (Morpho-syntaktische Störungen)
Spätestens mit dem 4. Lebensjahr soll ein Kind grammatikalisch korrekte Sätze bilden, wie ein Erwachsener. Kommt es zu dysgrammatischen Äußerungen wie z.B. Mama ich Hunger hab, du trinken Saft, Bär ist auf die Sofa, gehört das Kind unbedingt in logopädische Behandlung. Oftmals haben diese Kinder verspätet mit dem Spracherwerb (siehe Late Talker) begonnen. Daher ist es ganz wichtig, das Kind so früh als möglich abklären zu lassen. Vor allem im Bereich der Satzbildung gilt, umso früher mit der Therapie begonnen wird, umso besser. Daher bitte nicht abwarten.
5. Wortschatzdefizite (Semantisch-lexikalische Störungen)
Bei der Semantisch-lexikalischen Störung sind die Wortschatzbildung (aktiv) sowie/oder das Wortverständnis (passiv) nicht altersgerecht. Oftmals fällt den Kindern das richtige Wort nicht ein. Sie beginnen, das Wort zu umschreiben oder- noch schlechter, sie lassen andere für sich sprechen.
6. Kindliche Sprechapraxie (Verbale Entwicklungsdyspraxie)
Die Sprechapraxie ist eine Störung der Planung von Sprechbewegungen (Das heißt die Kinder wissen sehr genau was sie sagen möchten, können allerdings aufgrund der gestörten Handlungsplanung die motorischen Mund- und Zungenbewegungen nicht korrekt ausführen, damit das, was sie sagen möchten auch korrekt aus dem Mund kommt.
Häufig haben die Kinder das Problem Silben oder Wortteile richtig nachzusprechen. Teilweise kann es auch zu Ersetzungen oder Vertauschungen von Lauten sowie einer Mischung von Fehlerarten kommen. Bei Wiederholungen können die Fehler variieren und Selbstkorrekturen führen nicht zwangsläufig zu einer Verbesserung des Sprechens.